Heli Hauberger und der Mythos von Simmering

Die 94-jährige Geschichte des SV Kapfenberg erlebte schon so manche Höhen und Tiefen. Trotz einiger Auf- und Abstiege ist es aber vor allem ein Match zwischen Simmering und Kapfenberg, das Fußballfans in ganz Österreich bis heute in Erinnerung geblieben ist. Der Zweikampf zwischen Kapfenbergs Linksaußen Helmut Hauberger und Simmering-Torhüter Bruno Engelmaier ging vor allem dank der Charakterisierung Helmut Qualtingers in die Geschichte ein: “Simmering gegen Kapfenberg, das nenn’ i Brutalität.”

Helmut Qualtinger saß damals unter den Zusehern, als sich Hauberger in der Schlussphase einen offenen Schien- und Wadenbeinbruch zuzog. Zuvor war er es noch gewesen, der Engelmaier den spielentscheidenden Treffer zum 1:0 eingeschenkt hatte. “Ich habe ihn überhoben – und gelacht”, erinnert sich der heute 78-Jährige. Die Revanche seitens Engelmaier ließ nicht lange auf sich warten: “Er hat sich mit seinen 100 Kilogramm auf mich geworfen, dann hat es einen Schnalzer gemacht.” Die Folgen waren dramatisch: Hauberger lag zehn Wochen lang im Spittal, konnte nie mehr an seine zuvor gezeigten Leistungen anknüpfen. Eine vielversprechende Karriere wurde gestoppt – ein Mythos hingegen war geboren.

Heli Hauberger (rechts) mit KSV-Präsident Erwin Fuchs

Heli Hauberger (rechts) mit KSV-Präsident Erwin Fuchs

Wie es Mythen so an sich haben, hat sich die Geschichte im Laufe der Jahre von Erzählung zu Erzählung allerdings verändert. Zwar standen sich an diesem besagten 27. Oktober 1956 tatsächlich Simmering und Kapfenberg gegenüber, von einem 1:0-Erfolg des KSV kann aber keine Rede sein. Die Wiener Hausherren siegten mit 4:1, das einzige Kapfenberger Tor erzielte Sillaber. Gab es diesen ominösen Sieg der Kapfenberger etwa gar nie? Doch! Nämlich am 12. Oktober 1958, diesen Beweis liefert Haubergers Röntgenbild.

Sicher ist hingegen, dass Hauberger von Dezember 1955 bis Februar 1956 an der großen Kapfenberger Fußball-Tournee durch Frankreich, Spanien und Nordafrika teilgenommen hat. “Dort haben wir zum ersten Mal dunkelhäutige Menschen gesehen”, erzählt Hauberger. Neben den neu gewonnenen kulturellen Einblicken blieben dem ehemaligen Trainer von Austria Kapfenberg (ab 1968) auch die sportlichen Leistungen im Gedächtnis: “Wir haben 22 von 23 Spielen gewonnen”.

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